Um den Bedürfnissen unserer Kinder gerecht zu werden, wollen wir ein Zukunftsprojekt konkret gestalten.

Bei der Bewirtschaftung von einem Hof mit einer landwirtschaftlichen Fläche soll die Möglichkeit bestehen, wohnen und arbeiten zu verbinden und so den Tag durch Tätigkeiten an Kleinvieh und Gemüseanbau (Gewächshaus) zu strukturieren.

Jeder Erwachsene soll unabhängig von der Art seines Unterstützungsbedarfes und nach seinen Möglichkeiten eine Aufgabe im Hoforganismus finden, durch welche er einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten kann und die seinen individuellen Wünschen und Fähigkeiten entspricht.

Im Sinne der Inklusion soll eine Form der Lebensgemeinschaft entstehen, in der Bewohner, Behinderte und Nichtbehinderte unterschiedlichsten Alters und Mitarbeiter einen heilenden und inspirierenden Einfluss ausüben sowie wechselseitige Weiterentwicklung möglich werden lässt.

An einem gemeinsamen Wohn- und Arbeitsplatz lernt jedes Mitglied seinen teil zu erfüllen. So werden miteinander arbeiten und wohnen zu einem sozialen Ereignis.

Im einzelnen waren für uns Eltern folgende Punkte und Überlegungen, die wir wegen der Eingebundenheit in die Materie „Leben mit Behinderung“ jeder mehr als zwanzig Jahre Erfahrung mitbringen, besonders wichtig:

erapeutische Aspekt des zu schaffenden Ortes bestimmt sich hauptsächlich aus der Komplexität der Arbeitsfelder in einem landwirtschaftlichen Kreislauf und der Gestaltung des Gemeinschaftslebens.

An einem gemeinsamenDer sozialth Wohn- und Arbeitsplatz lernt jedes Mitglied seinen Teil zu erfüllen. So werden miteinander arbeiten und wohnen zu einem sozialen Ereignis.

In der Landwirtschaft lassen sich viele Tätigkeiten entwickeln, die den Fähigkeiten jedes Einzelnen entsprechen.

Die Arbeit an und mit der Erde wirkt wie eine Sozialtherapie.

Die Sinnhaftigkeit ihres Tuns erleben behinderte Menschen in besonderem Maße durch die Notwendigkeit der anfallenden Arbeiten. Das Hinwenden zu anderen Lebewesen wie Tieren, Pflanzen sowie der Erde lässt die Behinderung in den Hintergrund treten. Vielseitige Betätigungsfelder lassen sich nach Bedarf und Angebot entwickeln.

 

Die Gärtnerei:

Sie bietet durch ihre räumliche Begrenzung einen geschützten und übersichtlichen Bereich. Hier können landwirtschaftliche und gärtnerische Abläufe vermittelt und erfahren werden (Handarbeit, Arbeit mit Werkzeugen, Setzen von Pflanzen, jäten, Einsicht in die Naturzusammenhänge).

Gewächshaus: Tomaten, Gurken, Kräuter, Blumen, Paprika, Kohlrabi, Feldsalat

Freiland: Möhren, versch. Kohlarten, Salate, Wirsing, Porree

 

Hauswirtschaft:

Die Hauswirtschaft bietet eine große Palette sehr verschiedener, meist täglich wechselnder Arbeit (kochen, putzen, waschen, Hausgartenarbeit). Diese Arbeiten wirken ordnend und harmonisierend. Sinnzusammenhänge werden erkannt.

 

Verpackung / Versand:

 Im Bereich der Auftragslandwirtschaft, die im Kommen ist und mit der sich die bislang recht bodenständige Landwirtschaft noch nicht so recht anfreunden kann, bietet sich auch unter dem Gesichtspunkt der Produktivität ein gesichertes und ertragreiches Arbeitsfeld im Bereich Verpackung, Versand und Auslieferung.

 Zur Erklärung:

Auftragslandwirtschaft bedeutet, dass eine Auftragsgemeinschaft pro Person oder Abnehmer einen fixen Monatsbeitrag zahlt und so mitbestimmen kann, was dieser Betrieb mindestens anbauen und dem festen Kundenkreis in von ihm bestimmten Zeitabschnitten zu liefern hat. So ist durch diese Art des Direktmarketings bei festem Kundenstamm in jedem Falle die Grundexistenz gesichert und der Betrieb kann bei Überproduktionen sogar noch Märkte bestücken oder Händler beliefern und dadurch mehr erwirtschaften. Die Monatsbeiträge sichern dem Betrieb Einnahmen für Investitionen, Saatgut und Maschinen.

 

Tierhaltung:

Tiere haben eine positive Auswirkung auf unsere Gefühlswelt, auf verschiedene physiologische Funktionen unseres Körpers und damit letztendlich auf unsere Gesundheit. Allein die Anwesenheit eines Tieres im selben Raum führt erwiesenermaßen zu einer Senkung des Blutdrucks und zu einer Verringerung von Stressempfindungen. Tiere fragen nicht nach Behinderungen oder sozialen Problemen, sie beantworten direkt die Liebe und Fürsorge, die Ihnen entgegengebracht wird. Das Streicheln eines Tieres vermittelt das Gefühl von Sicherheit, Kameradschaft, Konstanz und Intimität und fördert das physische und psychische Wohlbefinden bei Mensch und Tier.

Beim Versorgen der Tiere erleben die behinderten Menschen als Mitarbeiter, dass sie durch ihr eigenes Tun etwas bewirken können. Sie erfahren also Selbstwirksamkeit. Im Alltag ist es ja eher so, dass sie geführt werden. Aber mit den Tieren kehren sich die Rollen um.

Tiere verbessern Empathie, sie haben kein Urteil bei Misserfolgen, sie urteilen nicht bei körperlichen Mängeln, sie sind soziale Katalysatoren, führen auf tiefere Schichten, fördern Selbstmitteilung und Selbstbewusstsein.

 

Darüber hinaus ist belegbar:

Patienten sprechen besser auf Medikamente an

Sprachstörungen werden gemindert, weil Hemmungen gegenüber Tieren geringer sind

 Die Kommunikation wird gefördert

 Depressive Stimmungen verringern sich und

 eine allgemein beruhigende Wirkung tritt ein

 Fein- und Grobmotorik werden gebessert

 Lern- und Reaktionsvermögen können gesteigert werden

 Eine Besserung der Gedächtnisleistung kann erreicht werden

 

Hier sei besonders darauf verwiesen, dass Alpakas sich ganz besonders gut für tiergestützte Therapien und Aktivitäten eignen. Durch ihr ruhiges, neugieriges und freundliches Wesen wirken sie ausgleichend und beruhigend auf Menschen.

Alpakas machen keinen Unterschied zwischen behinderten und gesunden Menschen. Sie sind sogar in der Lage, sich dem jeweiligen Menschen, der Situation und der Stimmung anzupassen. Das Alpaka kann mehrere Stunden am Tag mit Menschen arbeiten, ohne Stress zu verspüren.

Schon der Kontakt mit diesen kuscheligen Wesen mit den sanften Augen kann eine Erhöhung der Konzentration und Merkfähigkeit bewirken, wie z. B. durch das Absolvieren eines Parcours. So werden das Selbstbewusstsein gestärkt, die Freude an Bewegung erhalten und zwischenmenschliche Beziehungen wieder aufgebaut. Dabei ist der therapeutische Wert der Alpakas vergleichbar mit dem von Delfinen. Durch die mehrere Jahrtausende dauernde, gezielte Zucht zum Haustier ist es möglicherweise noch geeigneter in der tiergestützten Therapie als der Delfin. Auch ist das Wesen des Alpaka von gütiger und sanftmütiger Art und es spricht im Menschen seine besten Seiten an. So können auch behinderte Menschen, die ansonsten auf Grund ihrer Behinderung recht schwierig in einen produktiven Arbeitsablauf einzubinden sind, menschenwürdig und zum Nutzen der Wohn- und Arbeitsgemeinschaft ihren Beitrag leisten.

Außerdem ergeben sich aus der Alpakazucht auch Arbeiten wie Tier- und Weidepflege, Wollverarbeitung, Wollvertrieb und damit Erträge zum Rentabilitätsbeitrag..

 

Geflügelhaltung:

Tierpflege und Eiervertrieb sind ebenfalls auch als Auftragsarbeit mit festem Kundenstamm möglich bei Hühnern, Gänsen, Enten und Puten

 

Weiterverarbeitung:

Hier finden Menschen mit einem erhöhten Hilfebedarf einen geschützten Arbeitsplatz z. B. Verarbeitung der Wolle, Gemüse, Kräuter, Obst.

 

Durch diese Vielzahl von Betätigungsfelder haben die zu betreuenden Menschen die Möglichkeit, alle Arbeitsfelder kennenzulernen und durch die rhythmische Wiederholung eine Harmonisierung und Kräftigung ihres Seelenlebens zu erfahren.

Bei geeigneter Größe des Objektes wäre sogar die Angliederung einer Seniorenbetreuung oder -heimes möglich, denn Behinderte mit geringen Beeinträchtigungen könnten sowohl im Dienstleistungsbereich eingesetzt werden wie auch im Betreuungs- und Begleitbereich. Ein rüstiger und beweglicher behinderter Mensch kann einem körperlich beeinträchtigten, alten Menschen in vielen Lebensbereichen so weit helfen und unterstützen, dass sich auch für den alten Menschen wieder mehr Lebensmut und -sinn ergibt, denn er hat die Aufgabe, im Umkehrverhältnis den Behinderten zu “betreuen“. In der Praxis der Seniorenheime und dort in der Altenpflege hat sich ja immer wieder herausgestellt, dass auf Grund der beschränkten Mittel und der Kosten es leider an der menschlichen Zuwendung erschreckende Defizite gibt. Die Pflegepersonen können diesen Bereich nun mal nicht mit abdecken. Dieser Mangel aber könnte durch behinderte Menschen erheblich reduziert werden, wenn sich Alte und Behinderte gegenseitig helfen dürften und nicht mehr nur verwaltet werden.

Es würde sogar in beiden Bereichen letztlich nicht nur zu mehr Menschlichkeit, sondern auch zu Kostenreduzierung führen.

Am Beispiel eines leerstehenden Objektes haben wir das Gespräch mit öffentlichen Behörden gesucht und wurden ermutigt, dieses Projekt einer  Wohn- und Arbeitsform zu starten.